Foto: Philipp Steinhoff

Aus dem Dunstkreis um Lucky Booking habe ich schon öfters den Namen Shoreline wahrgenommen, doch bis zum Release ihrer Debüt-EP „You Used To Be A Safe Place“ hatte ich leider noch nichts von den vier Herren aus Münster gehört. Gut, dass sich das geändert hat. Und noch besser, dass Shoreline auf ihrer Tour einen zwischenstopp im White Rabbit Club gemacht haben. Die Gelegenheit habe ich genutzt und mir flott Hansol und Julius für ein kurzes Interview geschnappt.

Danke, dass ihr euch, zwischen Soundcheck und Doors, die Zeit für das Interview genommen habt.
Ihr habt inzwischen eure EP draußen – Glückwunsch nochmal dazu.

Hansol + Julius: Danke!

DIY ist ein ziemlich großes Thema bei euch. Wie sehr DIY ist die Platte noch, wenn man jemanden wie Uncle M hinten dran hat?

Hansol: Doch noch relativ viel. Wir haben viel selber gemacht. Uncle M macht auf dem Papier letztens nur, also in Anführungsstrichen „nur“, die Promo und den Onlinevertrieb der Platten und so. Ansonsten haben wir den Rest alles selber gemacht. Wir haben uns darum gekümmert wie unter andrem das Artwork entsteht. Die Platte hat ja so einen Siebdruck – den haben wir auch zusammen mit Homesick Merch gemacht. Das Booking machen auch noch komplett selber.

Ihr wart, seitdem ihr eure Platte draußen habt, fast ununterbrochen unterwegs. Zuerst mit Great Escapes…

Julius: Collapse, Great Collapse.

Great Collapse, stimmt! Max war in Berlin auf der Show und doch sehr erstaunt, dass ihr vor sehr wenigen Leuten gespielt habt. Wie sind solche Shows mit wenigen Leuten für euch?

Julius: Für uns ist es irgendwie normal, dass nicht viele Leute kommen. Wir haben uns vorher schon gedacht, dass durch Great Collapse paar mehr Leute gezogen werden als sonst bei den Shows, aber haben jetzt auch nicht mega viel erwartet. Von daher war es wie sonst auch, sogar mehr als sonst.

Hansol: Also man muss sagen, dass die Menge an Leuten, die bei der Show da war, wenn solche Leute auf einer normalen Show von uns an einem Wochentag in Berlin kommen würden, wären wir schon mega happy. Für Great Collapse hätte es zwar besser laufen können, aber wir haben schon Shows gespielt, an denen zwei Leute vor der Bühne standen. In England haben wir mal gespielt und irgendwann sind alle von der Bühne rauchen gegangen und wir haben vor niemanden gespielt. Deswegen, sobald mehr als eine Person da steht eigentlich ok. (lacht)

Shoreline @ White Rabbit Club

Wie ist es jetzt auf der eigenen Tour? Merkt ihr unterschiede besonders, nachdem ihr die Platte draußen habt?

Hansol: Bisher waren die Shows, das hier ist jetzt die achte Show die wir auf der Tour spielen, durchwegs nie wirklich schlecht besucht. In Münster die Releaseshow war echt super gut besucht und ansonsten glaube ich schon allgemein besser als sonst. Aber weshalb mehr Leute kommen, ob es auf die Platte zurückzuführen ist, dass uns mehr Leute auf dem Schirm haben, aber bis jetzt läuft es besser als die Shows vor der Platte.

Julius: Man sieht auch teilweise Leute, die wir auch gar nicht persönlich kennen, die unsere Texte kennen und mitsingen – natürlich nicht oft, aber es passiert. Das ist auf jeden Fall schon ein cooles Gefühl und zeigt auch, dass die Leute unsere Musik ganz gut finden- scheinbar, nicht alle, aber da gibt’s so welche.

Momentan habe ich so das Gefühl, dass Münster so ein kleiner Punkrock-Hotspot ist. Viele kleiner, guter Bands wie Hal Johnson, Snareset oder Idle Class kommen von dort. Wie ist es in der Szene oder weshalb denkt ihr, dass es gerade dort so ist und spielt Uncle M, welche auch in Münster sind, eine große Rolle dabei?

Hansol: Einerseits kommen die ganzen Hal Johnsons, Snaresets, Underwoods, die ganzen Leute kommen aus der Nähe von Münster. Das ist ein Teil, weil die dort aufgewachsen sind und es gibt nochmal Leute die dazu gezogen sind. Ich glaube, dass sich das auch etwas selber trägt. Also Leute haben auf dem Schirm, dass in Münster die Szene gut ist oder halt viel Musik geht und das es vielleicht dadurch die Leute zieht, welche quasi auch daran interessiert sind. Uncle M hat auf der Ebene denke nicht so den krassen Einfluss, was halt so kleine DIY Bands angeht. Ich glaube wenn es Uncle M nicht geben würde, würde trotzdem was gehen, aber es ist sicher schon förderlich.

Solange es kleine tourende Bands gibt, wird es sicher auch Leute geben die sich das reinziehen – also hoffe ich.

Die Platte ist jetzt seit dem 19.01. draußen und ihr habt eure Fans echt hungrig auf mehr gemacht. Gibt es Pläne für die Zukunft? Ein Album mit mehr als vier Songs oder erstmal nur Touren?

Julius: Den Plan gibt es auf jeden Fall, wir haben uns dafür aber keinen konkreten Zeitraum festgelegt. Wir schreiben halt weiterhin Songs, was auf Tour natürlich nicht so gut geht.

Hansol: So im weiteren Blick ist es schon ein Album, was wir als nächstes aufnehmen wollen. Mehr als 4 Songs definitiv. Wir werden erstmal Zeitmanagement mäßig die Platte Touren, die ist ja wie gesagt erst einen Monat draußen, und dann haben wir ein Paar Songs fertig, die auf der neuen Platte kommen könnten, aber ich glaub wir werden frühestens nach der Tour anfangen feste Zeit reinzustecken.

Julius: Meistens sind die Zeitpläne auch schnell über Bord geworfen. Wir haben auch für den Release der Platte relativ lang gebraucht. Die Aufnahmen waren schon ein Jahr vorher fertig und es kommen dann einfach verschiedene Sachen zusammen, die das Ganze irgendwie verzögern.

Zum Abschluss würde ich gerne von euch wissen, warum die Leute auf eure Shows kommen sollten. Was macht euch und eure Shows besonders?

Hansol: Man muss dazu sagen, dass wir das Rad nicht neu erfinden und ich glaube Leute, die zurzeit Punkrock hören, sind nicht so krass in der Überzahl. Punkrock ist nicht mehr, also ich weiß gar nicht ob es jemals, abgesehen von den 90ern, war, so die coole Musik, die jeder hört. Es gibt außer uns noch super viele andere DIY Bands, welche es mindestens genauso verdient haben, dass Leute auf deren Shows gehen. Wir reihen uns da in eine Garde von Bands, die DIY –Mäßig in Europa Touren. Das sind alles Leute die super viel Leidenschaft und Zeit reinstecken.

Also im Endeffekt ist es für euch egal, zu welche Band, Hauptsache die Leute gehen auf Konzerte?

Hansol: Ja, so ganz umfassend kann man das so sagen. Solange es kleine tourende Bands gibt, wird es sicher auch Leute geben die sich das reinziehen – also hoffe ich.

Shoreline @ White Rabbit Club